Mit gutem Grund einige Tage später als gewohnt trafen die Mitglieder des Karlsverein-Dombauvereins sich zu ihrer Jahreshauptversammlung, um Resümee zu ziehen und wichtige Beschlüsse zu treffen. Der Grund war zugleich Highlight des Abends: Dombaumeister Helmut Maintz (Foto oben) wäre am Freitag zuvor verhindert gewesen. Seine Vorträge sind indes immer so beliebt, dass der Karlsverein nicht auf seine Anwesenheit verzichten wollte.

Helmut Maintz war in gleich mehrfacher Weise im Mittelpunkt: Sein Vortrag – der letzte Tagesordnungspunkt – brachte die mehreren Hundert anwesenden Mitglieder auf den neuesten Stand der Maßnahmen am und rund um den Dom. Er war aber auch Haupt-Autor der neuen Jahresgabe. Dieser 19. Band, den exklusiv Mitglieder des Karlsvereins erhalten, setzt sich mit der Sanierung des Bleidachs Sechszehneck auseinander. Dieses noch immer nicht abgeschlossene Projekt – ein Ende erhofft Helmut Maintz für die nächsten Wochen, auf jeden Fall noch vor Frühlingsbeginn – stand im Vorjahr maßgeblich im Mittelpunkt der Spendenaufrufe des Karlsvereins. Der Dombaumeister argumentierte in seinem knapp 80 Minuten dauernden und von zahlreichen Foto-Eindrücken begleiteten Referat aber auch, warum der Dom auch weiterhin Hilfe braucht: Am deutlichsten sichtbar sei an der Taufkapelle, die dem Dom am Domhof quasi vorgelagert ist, dass auch bereits sanierte Gebäudeteile allmählich wieder in die Jahre kommen können. Helmut Maintz verwies auf das Dach, an dem die Schieferdecke dort bereits wieder Schäden aufweist und sich „krumm und schief“ verzogen habe. Auch sei eine angemessene, nicht farbige, sondern natürlich wirkende Illumination im Dominneren ein wichtiges Anliegen, das in naher Zukunft in Angriff genommen werden sollte. Im Laufe des Vortrags begegneten die interessierten Zuhörer auch wieder dem gescheckten Nagekäfer, der momentan vertrieben zu sein scheint, dem gefiederten Nachwuchs im Falkenhorst, der im Vorjahr dazu beitrug, den Taubenüberschuss im Zaum zu halten und auf den auch dieses Jahr die Dombauhütte wieder hofft, und zahlreichen bekannten und weniger bekannten Baustellen des Dom-Komplexes, darunter auch die jüngst komplett sanierte Unterkunft des Bischofs. Über die vom Karlsverein selbst unterstützten Maßnahmen informiert diese Seite regelmäßig.

Hubert Herpers (a)PakuraZuvor standen aber noch zahlreiche weitere Tagesordnungspunkte auf dem Programm. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Karlsvereins Hubert Herpers (Foto l.) resümierte dieser ganz allgemein die Entwicklung des Vereins im Vorjahr. Die Mitgliederzahl erhöhte sich demnach auf 2746, „womit wir der magischen 3000 ein gutes Stück nähergekommen sind“, wie Herpers sich freute. Die Veranstaltungen, die auch 2016 wieder exklusiv für Mitglieder angeboten wurden, seien bestens angenommen worden. „Allein an den Vertikalen Domführungen nahmen rund 400 Personen teil“, so der Vorsitzende, „ebenso viele an der Musik zur Nacht, obwohl wir diese bewusst reduziert haben, um allen, die an dem Abend dabei sind, das besondere Erlebnis bieten zu können, im Oktogon selbst Platz zu finden, statt in der Chorhalle zu weit weg vom Geschehen zu sein.“

Dr. Paffen (a)PakuraDie Zahlen im Detail trug im Folgenden Schatzmeister Dr. Karl-Heinz Paffen (Foto r.) vor. Demnach kamen allein 2016 knapp 80.000 Euro an nicht zweckgebundenen Spenden zusammen. Der Spendenaufruf, den der Karlsverein außer der Reihe gestartet hatte, nachdem ein Erdbebenriss entdeckt worden war und nicht einkalkulierte Kosten verursacht hatte, spülte mehr als 46.500 Euro in die Kassen. Ingesamt seien mehr als 133.000 Euro innerhalb des vergangenen Jahres gespendet worden, „was das viertbeste Ergebnis aller Zeiten ist“, wie Paffen betonte. „Zum Vergleich: 2002 betrug das Spendenaufkommen 42.000 Euro, 2009 dann 77.000 Euro“, unterstrich er nochmals die positive Entwicklung und bedankte sich herzlich dafür. Mit weiteren Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Spiel 77, Bußgeldern und Opferstock kam der Karlsverein 2016 so auf Einnahmen von mehr als 396.000 Euro, dem Ausgaben von über 416.000 Euro gegenüberstehen. „Dass das Verhältnis im Vorjahr so war, ist zufällig, aber die Ausgaben sind ganz im Sinne des Vereinszweckes“, erläuterte er, dass es nicht negativ zu bewerten ist, dass sich in Folge des Ausgabenüberhangs das Vereinsvermögen reduziert auf 517.000 Euro. Auch bei der Dr. Hans Müllejans Stiftung hatte er nur Gutes zu berichten: Dank Zustiftungen beträgt das Gesamtkapital demnach nun 735.716 Euro (2015: 727.275 Euro), ven denen 153.000 Euro kurzfristig verfügbar sind.

Jens U. Meyer (a)PakuraDie Abschlüsse wurden zunächst in gewohnter Weise von Sven Kallfelz von der Revisionsabteilung der Sparkasse Aachen geprüft und sodann von den Rechnungsprüfern des Karlsvereins, Dr. Herbert Pichler und Jens Ulrich Meyer (Foto l.), ebenfalls überprüft. „Übereinstimmung mit dem Prüfungsergebnis der internen Revision können wir die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung und die Richtigkeit der Jahresabschlüsse 2016 uneingeschränkt bestätigen“, sagte Meyer und riet den anwesenden Mitgliedern zur Entlastung des Schatzmeisters sowie des gesamten Vorstands, was sodann auch einstimmig passierte. Es schloss sich noch eine Abstimmung an zu Neuerungen im Vorstand selbst: Aus Alters- bzw. persönlichen Gründen standen der Rechtsanwalt Albert Heusch sowie Konsul hans-Josef Thouet „mit insgesamt 56 Jahren im Vorstand“, wie Herpers betonte, nicht mehr zur Verfügung. Sie wurden mit großem Dank für ihr langjähriges Engagement aus ihren Pflichten entlassen. Der Vorstand hat zwei neue Vorstandsmitglieder vorgeschlagen, um wieder auf 15 Personen zu kommen: Ruth Wolters, Geschäftsführerin von Weyers Kaatzer, und Dirk Courté, Geschäftsführer der Courté J. & Co. KG. Weitere Vorschläge aus Reihen der Mitglieder kamen nicht, die sodann einstimmig beschlossen, dass die beiden vorgeschlagenen Personen den bisherigen Vorstand verstärken sollen und den somit neu formierten Vorstand bestätigten.

Dompropst von Holtum (a)PakuraDompropst Dr. Manfred von Holtum (Foto r.), selbst ob seines Amtes geborenes Vorstandsmitglied und zudem Ehrenvorsitzender, ließ sich ein persönliches Grußwort nicht nehmen. Er untermauerte damit noch einmal, wie wichtig die Arbeit und das Engagement des Karlsvereins für die Erhaltung des Aachener Domes sei. „Die Bilanz des Domkapitels zeigt deutlich, dass auch für 2016 gilt, dass der Karlsverein einen herausragend großen Teil der Finanzierung stemmt“, sagte er. Dann plauderte er noch aus dem Nähkästchen und gab mit einer Anekdote einen Denkanstoß: „Jüngst war ich mal mit meinem liebenswerten Labrador Alkuin morgens unterwegs, und da sprach mich ein Geschäftsmann auf einen Artikel aus Bad Aachen an und sagte zu mir, dass es ja so wichtig sei, den Dom zu unterstützen, schließlich sei er Anziehungspunkt für so viele Menschen. ‚Wir alle leben auch vom Dom‘, sagte er, und das ist so wahr.“ Mit diesem Gedanken bedankt der Karlsverein sich nochmals herzlich für jede einzelne Spende im vergangenen Jahr und hofft, dass sich auch für neue Anliegen wieder der eine oder andere Euro im Geldbeutel von Freunden und Förderern des Aachener Domes findet.