In guter Tradition haben sich die Mitglieder des Karlsvereins am Freitagabend vor dem Karlsfest getroffen, um sich bei ihrer jährlichen Hauptversammlung über die Bilanz des Vorjahres, neue Vorhaben, Maßnahmen am Dom und Internes auszutauschen. Als besonderer Gast gesellte sich Bischof Dr. Helmut Dieser (Foto) im letzten Drittel der Versammlung hinzu. Die wesentlichen Inhalte seines Grußworts sowie eine kleine Bildergalerie von dem Abend finden Interessierte am Ende dieses Artikels. Welche Themen der heiß erwartete Vortrag von Dombaumeister Helmut Maintz gestreift und mit Bildern dargestellt hat, ist der besseren Übersicht halber in einem separaten Beitrag in der Rubrik Projekte zu lesen.

Der Vorsitzende Hubert Herpers war bedauerlicherweise verhindert, sodass sein Stellvertreter Thomas Kempen seinen Part übernahm. Nach der formellen Begrüßung und einer Schweigeminute für die insgesamt 26 namentlich verlesenen Mitglieder, die im Jahr 2017 verstorben sind, wandte er sich erfreulichen Nachrichten zu: „132 neue Mitglieder haben wir im Jahr 2017 für den Karlsverein-Dombauverein gewinnen können“, verkündete Kempen: „Damit erhöhte sich der Mitgliederstand unter Berücksichtigung der Kündigungen und Sterbefälle von 2746 auf 2815.“ Dies war nur der erste von einer ganzen Reihe positiver Fakten, die der Vorstand, der unmittelbar vor der öffentlichen Mitgliederversammlung getagt hatte, verlautbarte. Stehenden Fußes folgte der Hinweis auf die neue Jahresschrift des Karlsvereins, in der sich Experten unter Federführung von Professor Dr. Frank Pohle, Lydia Konnegen und Kathrin Steinhauer-Tepütt mit der Ungarnkapelle befasst haben. Alle anwesenden Mitglieder – der volle Saal bei der Sparkasse Aachen als Gastgeber und nur einzelne freigebliebene Stühle ließen auf geschätzte 500 Anwesende und damit riesige Resonanz schließen – durften ihr Exemplar an dem Abend druckfrisch mitnehmen.

Obgleich Hubert Herpers nicht persönlich anwesend war, erntete er riesigen Applaus und Jubel – nämlich für seinen privaten Einsatz für den Karlsverein. Der bisherige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aachen hat sich jüngst nämlich in den Ruhestand verabschiedet und das zum Anlass genommen, explizit auf Geschenke zu verzichten und stattdessen seine vielen Gratulanten um eine Spende für den Karlsverein zu bitten. „Damit wurde eine beachtliche Summe in Höhe von 52.200 Euro erreicht“, bedankte Kempen sich im Namen von Hubert Herpers herzlich für die Großzügigkeit seiner Weggefährten und Geschäftspartner. Neben Hinweisen auf die erst vor wenigen Monaten eingeführte Option, online unkompliziert per Klick auf den Button auf der Startseite zu spenden und die Präsenz des Karlsvereins in der WDR-Sendung „hier und heute“ ging Kempen insbesondere auf das neue Spendenprojekt des Karlsvereins ein: die Taufkapelle. „Um Schaden vorzubeugen und den Innenraum zu schützen, braucht die Taufkapelle ein neues Schieferdach. Der Belag entwickelt sich zu einer Schadensquelle“, erläuterte er den Hintergrund des Projekts, das hier näher beschrieben ist.

Es folgten die umfassenden Berichte des Schatzmeisters Dr. Karl Heinz Paffen zu der Bilanz des Karlsverein-Dombauverein sowie zu der Bilanz der Dr.-Hans-Müllejans-Stiftung. Auch die neu gegründete Rosemarie-und-Rudolf-Palm-Stiftung, die als unselbstständige Stiftung für die Ziele des Karlsvereins ein Gründungskapital in Höhe von 54.000 Euro zur Verfügung gestellt hat, wurde vorgestellt. So positiv wie die Nachricht über die neu gegründete Stiftung waren auch alle Zahlen, die Paffen vortrug. „Insgesamt haben Sie, liebe Mitglieder, im Zusammenwirken mit den Gratulanten von Herrn Herpers dem Verein 156.000 Euro gespendet“, fasste er zusammen und stellte dem Spendensummen aus den Jahren 2002 (42.000 Euro) und 2009 (77.000 Euro) gegenüber, um zu unterstreichen, wie fantastisch dieses Ergebnis für ein einzelnes Jahr ist: „Das zweitbeste des Karlsvereins für sich genommen, zusammen mit den Stiftungen gar das beste, seit wir Aufzeichnungen führen.“ Und das, obschon „die Zinsbeträgt sich asymptotisch der Null-Linie annähern“ und der Zinsertrag bei vernachlässigbaren 43 Euro lag. Nach Einzelheiten zu Einnahmen und Ausgaben kam er zu dem erfreulichen Fazit: „Das Vereinsvermögen ist von 517.000 Euro Ende 2016 auf 592.000 Euro Ende 2017 gestiegen. Entsprechen den steuerlichen Vorschriften der Abgabenordnung – im Übrigen ist der Karlsverein bis zum 31.12.2020 steuerbefreut – ist dieses Vermögen insgesamt sieben Rücklagen zugeführt worden.“

Ähnlich positiv fällt die Bilanz für die Dr.-Hans-Müllejans-Stiftung aus, deren Gesamtkapitel von über 735.000 Euro in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht, und die einen Jahresüberschuss von knapp 10.000 Euro erwirtschaftet hat, „der wie der erzielte Überschuss 2016 auch wieder dem Karlsverein überwiesen wird“, so Paffen. Ihm schloss sich der Bericht von Jens Ulrich Meyer an, der an der Seite von Dr. Herbert Pichler als Rechnungsprüfer alle Angaben des Schatzmeisters im Vorfeld genaustens unter die Lupe genommen und überprüft hatte. Er kam zu dem Schluss: „Übereinstimmen mit Prüfungsergebnis der internen Revision können wir die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung und die Richtigkeit der Jahresabschlüsse 2017 uneingeschränkt bestätigen.“ In Folge dessen entschieden die anwesenden Mitglieder sich kurzerhand für eine öffentliche Abstimmung per Handzeichen, durch die die Jahresabschlüsse einstimmig festgestellt und die Entlastungen für Vorstand und Rechnungsprüfer ebenso einstimmig erteilt wurden – nur die Beteiligten enthielten sich jeweils. Die Wiederwahl von Pichler und Meyer als Rechnungsprüfer fiel in deren Abwesenheit ebenfalls einstimmig aus.

Der heiß ersehnte Vortrag von Dombaumeister Helmut Maintz zum Stand der Dinge aller Maßnahmen am und rund um den Dom, der auf dieser Webseite in der Rubrik Projekte zu lesen ist, wurde eingerahmt durch Grußworte von Dompropst Manfred von Holtum und zuletzt von Bischof Dr. Helmut Dieser. Von Holtum unterstrich „dass es kein Zufall ist, sondern eine klare Stellungnahme, ein Bekenntnis zum Aachener Dom und seiner Geschichte, dass der Karlsverein sich am Freitag vor dem Karlsfest trifft“. Er nutzte die Gelegenheit, um auf kurz bevorstehende, aber auch weiter in die Zukunft liegende Termine hinzuweisen, die ihm am Herzen liegen: „Achten Sie doch spätestens am Rosenmontag mal auf den aktuellen Orden des FestAusschusses Aachener Karneval“, forderte er seine Zuhörer auf. Entsprechend dem Motto Os Kultur es ieschte Wahl – met et Mönster än d’r Karneval sei nämlich auch der Orden gestaltet, in den ein Original-Stück Blaustein aus dem Aachener Dom eingearbeitet ist; mehr zu diesem Thema finden Interessierte hier. „Und dieses Motto wiederum verweist jetzt schon auf unsere Festwoche im September“, verriet von Holtum den Hintergrund: Im Jubiläumsjahr 40 Jahre Aachener Dom auf der UNESCO-Welterbeliste lädt der Dom jeden dazu ein, ihn noch besser und von neuen Seiten kennenzulernen.

Bischof Dr. Helmut Dieser schließlich war finaler Redner, bevor die Runde bei einem zwanglosen Umtrunk auf Einladung der Sparkasse mit guten Gesprächen fortgesetzt wurde. Gute zwei Stunden, nachdem Thomas Kempen die Versammlung eröffnet hatte, schloss Dieser, indem er den Stellenwert des Aachener Domes und der Unterstützung des Karlsvereins bei dessen Erhaltung unterstricht und appellierte „sich der Geschichtlichkeit zu stellen“. Um klarzumachen, was er meinte, schaute er zurück „in Karls Zeiten“ und welchen Symbolwert damals sein Marienstift hatte, nämlich für das Evangelium zu stehen, dass Europa einen sollte. Dass ausgerechnet die Gottesmutter zur Patronin gewählt wurde, hat laut Dieser eine klare Botschaft: „Gott wählt den Menschen.“ So ist der Dom in gleich mehrfachem Sinne ein Zeichen für Hoffnung und Gottes Gnade. Dass der Karlsverein seit nunmehr 170 Jahren dazu beiträgt, dieses architektonische, symbolträchtige Vermächtnis zu erhalten, rührt Bischof Dieser zu tiefster Dankbarkeit.

Nachfolgend finden Sie eine kleine Galerie mit Eindrücken von dem Abend mit allen Rednern sowie Impressionen aus dem Saal:
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