Während vielerorts die Ferienzeit Einzug hält, laufen die Sanierungsarbeiten am Aachener Dom derzeit auf Hochtouren. Das trockene Sommerwetter bietet ideale Bedingungen für die laufenden Maßnahmen an der Chorhalle und am Heizungskeller.

Zweiter Bauabschnitt am Heizungskeller – Abdichtung und Deckenaufbau

Nachdem im vergangenen Jahr die stark geschädigte Deckenkonstruktion im nordwestlichen Bereich des Heizungskellers vollständig erneuert wurde, folgt nun der zweite Bauabschnitt: die Erneuerung des restlichen Deckenbereichs. Auch hier entsteht eine komplett neue Konstruktion aus armiertem Beton.

In schnellen Schritten voran: Die neue Decke des Heizungskellers entsteht (Fotos 1-2 © Lydia Konnegen, Foto 3 © Christoph Hartmann)

Die Arbeiten sind bereits weit fortgeschritten: Die alte Decke wurde entfernt, die erste Betonschicht der neuen Decke ist eingebracht. Es folgen nun noch die Abdichtung, eine zweite Betonlage, sowie die abschließende Aufbringung von Sand und Pflaster. Ziel ist es, die Arbeiten bis zum Beginn des Weihnachtsmarkts abzuschließen – denn die betroffene Fläche wird für den Aufbau der Weihnachtsmarktbuden benötigt.

Chorhalle: Vorletzter Sanierungsabschnitt bringt neue Erkenntnisse

Parallel dazu schreitet die Sanierung der Chorhalle weiter voran. Auf der im Vorjahr fertiggestellten Heizungskellerdecke wurde ein neues Gerüst an der Nordwestseite errichtet. Im Fokus steht das stark beanspruchte Natursteinmauerwerk, das sowohl kritische Schäden als auch interessante bauliche Details offenbart.

Schäden durch ungeeigneten Zementmörtel

Besonders problematisch sind die Verfugungen mit alten Zementmörteln aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese weisen eine deutlich höhere Festigkeit als der umgebende Sandstein auf. Dadurch kommt es zu sogenannten Steinabrissen – der Mörtel zieht beim Quellen und Schrumpfen Teile des Steins mit ab. Dies führt zu Rissen, durch die Feuchtigkeit in die Steine und das Mauerwerk eindringt.

Vorbereitung des Mauerwerks für die Neuverfugung, Schäden am Natursteinmauerwerk (Fotos 1-2 ©Christoph Hartmann, Foto 3 ©Lydia Konnegen)

Durchfeuchtung und Materialschwächen

In den oberen Steinlagen der Chorhalle wurde zudem eine deutliche Durchfeuchtung des Mauerwerks festgestellt, verursacht durch Undichtigkeiten in der Abdichtung der gotischen Regenrinne. Die Durchfeuchtung wurde beim Ausbau beschädigter Steine sichtbar und auch haptisch spürbar.

Auch die Beschaffenheit des verwendeten Herzogenrather Sandsteins spielt eine Rolle: Während helle, fast weiße Steine eine gute Beständigkeit zeigen, sind gelbliche Varianten mit höherem Ton- und Eisenanteil anfälliger für Schäden, sodass in diesen Bereichen ein erhöhter Sanierungsbedarf besteht.

Maßnahmen zur Erhaltung

Im Rahmen der aktuellen Sanierungskampagne werden alte Zementfugen entfernt und durch einen neuen, materialgerechten Verfugmörtel ersetzt und beschädigte Steine ausgetauscht oder mit sogenannten Vierungen aus Natursteinmaterial instandgesetzt.

Baugeschichtlich wertvolle Funde: Mittelalterliches Ankersystem

Besonders erfreulich sind neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen Mauerankersystem der Chorhalle. Beim Entfernen beschädigter Steine traten bislang unbekannte Bauelemente zutage, die Hinweise auf die statische Verbindung zwischen Chorhalle und dem karolingischen Oktogon liefern.

Diese Befunde erweitern das Wissen über die historische Bauweise erheblich und liefern wertvolle Impulse für die baugeschichtliche Forschung am Dom.

Zwei Überraschungsfunde: Bisher nicht bekannte Elemente des mittelalterlichen Mauerankers (Fotos © Christoph Hartmann)

Die Durchführung dieser aufwändigen Maßnahmen wird durch die großzügige Unterstützung des Karlsvereins zur Förderung der Domerhaltung ermöglicht. Wir danken allen Mitgliedern und Spenderinnen und Spendern für ihr fortwährendes Engagement.