Die Wolfstür ist eines der markantesten und ältesten Ausstattungsstücke des Aachener Doms. Vor genau 100 Jahren erfuhr dieses bedeutende Kunstwerk eine umfassende Restaurierung durch den damaligen Dombaumeister Joseph Buchkremer. Die Restaurierung der Wolfstür erwies sich 1924 als technische Herausforderung, und ihr Ergebnis prägt bis heute unsere Wahrnehmung dieser herausragenden Bronzegüsse.

Die historische Bedeutung der Wolfstür

Die Bedeutung der Aachener Wolfstür gründet auf der Tatsache, dass sie im Europa ihrer Zeit als einzigartig gelten müssen. Angefertigt wohl auf dem Katschhof unter der Herrschaft Karls des Großen gehören die beiden mächtigen Türflügel zur ursprünglichen Ausstattung der karolingischen Kirche. Es sind die ältesten monumentalen Bronzegüsse des Mittelalters nördlich der Alpen, die sich zudem durch eine hohe künstlerische Qualität und eng an die Antike angelehntes Dekor auszeichnen. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein verschlossen die beiden Bronzegüsse die westliche Vorhalle des Aachener Münster und boten somit einen repräsentativen Zugang zum Innenraum. Mit der Fertigstellung des barocken Vorbaus 1788 wurden die Türflügel an ihre heutige Position verbracht. Seit damals Zeit sind die Außenseiten der Türflügel jedoch der Witterung ausgesetzt und durch das regelmäßige Öffnen und Schließen zusätzlich strapaziert.

Der Zustand vor der Restaurierung

Nach mehr als 1000 Jahren war die Wolfstür stark beschädigt. Risse, Abnutzungen und Korrosionserscheinungen hatten den ursprünglichen Zustand erheblich beeinträchtigt. Frühere, recht simpel ausgeführte Reparaturen und Ertüchtigungen der aufgetretenen Schwachstellen waren zweckdienlich, aber nicht schön anzusehen. Da die Tür aus Bronze gefertigt ist, hatte sich im Laufe der Jahrhunderte eine Patina gebildet, die zwar als Schutzschicht gegen Korrosion fungierte, aber auch den feinen Details der kunstvoll verzierten Oberfläche schadete. Zudem war die Mechanik des Türverschlusses aufgrund von Mauerwerksverformungen und Abnutzungen des karolingischen Kugellagers nicht mehr funktionsfähig. Das Ergebnis war, dass sich insbesondere der südliche Türflügel nur schwer öffnen und schließen ließ. Buchkremer hatte den Auftrag, dies zu ändern.

Die Wolfstür vor der umfassenden Restaurierung durch Joseph Buchkremer. (Foto © Bildarchiv Domschatzkammer Aachen)

Die Restaurierung 1924

Buchkremer sah sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Er musste zum einen die Struktur der Tür stabilisieren, also Risse schließen und Schwachstellen verstärken. Dies hatten zwar schon seine Vorgänger versucht, doch waren die Schraubenköpfe, die die Verstärkungsplatten auf der Rückseite der Türen hielten, von außen zu sehen. Buchkremer tauschte die Schrauben gegen Bronzenieten, die heute je nach Licht nur als kleine runde Stellen auffallen.

Zum anderen musste Buchkremer die Mechanik der Tür überarbeiten und teilweise erneuern. Dadurch wurde sichergestellt, dass die Tür wieder reibungslos funktionierte und sicher verschlossen werden konnte. So dreht sich die Tür noch heute weitgehend in der um 800 erdachten Technik, bei der an jedem Flügel ein Zapfen in den Türsturz eingreift, wofür allerdings der komplette Sturz gerichtet und an einem innenliegenden Eisenbetonbalken aufgehängt werden musste. Unten am Boden drehen sich die Türflügel auf primitiven Kugellagern; nur eines davon musste damals erneuert werden.

Und abschließend fixierte Buchkremer den „Teufelsdaumen“, der bis dahin im Löwenmaul klapperte, und reinigte die Türflügel, um die feinen Ornamente wieder sichtbar zu machen.

Joseph Buchkremer war ein passionierter Bauforscher und ein genialer Zeichner. Hier zwei seiner Dokumentationen zur Wolfstür. Links: Schadenskartierung. Rechts: Details des Kugellagers und des Zapfens (Foto ©Bildarchiv Domschatzkammer Aachen)

Buchkremers Restaurierung der Wolfstür trug wesentlich dazu bei, das historische Erbe des Aachener Doms zu bewahren. Die Restaurierung ist ein gutes Beispiel für den respektvollen konservatorischen Umgang mit mittelalterlichen Baudenkmälern in der Weimarer Republik, wo trotz begrenzter Mittel großer Wert auf den Erhalt des kulturellen Erbes gelegt wurde. Bis heute hat sich die Maßnahme Buchkremers bewährt.