2022: Das neue Jahr hat gerade begonnen und der Karlsverein-Dombauverein blickt auf sein 175-jähriges Bestehen zurück. 1847 wurde Aachens erste Bürgerinitiative gegründet. Der Anlass war kein schöner: Der Aachener Dom stellte sich als „Trauerbild unseres Verfalls“ dar, wie es der erste Vorstand am 31. Oktober 1849 formulierte. Nicht allein das Wetter hatte Karls Marienkirche zugesetzt, vor allem der große Stadtbrand von 1656 hatte nachhaltige Schäden hinterlassen. Auch die französische Herrschaft (1794–1814) war eine schwere Zeit für das Münster: Es wurde geplündert, sogar als Pferdestall genutzt. Am 27. September 1794 trug man zudem die Dachabdeckung aus Blei ab, womit der Dom ungeschützt der Witterung ausgesetzt war. Kulturgüter wurden konfisziert und nach Frankreich überführt, darunter antike Säulen, die Karl der Große Ende des 8. Jahrhunderts nach Aachen hatte bringen lassen. Proserpina­sarkophag, Wölfin (Bärin), Spolien und Pinienzapfen sollten in Paris den Louvre bereichern. Nach der Niederlage Napoleons und der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress 1815 kehrten sie nach Aachen zurück, um im Kreuzgang zu lagern: Dem Aachener Marienstift mangelte es aber schlicht am notwendigen Geld für die dann notwendige Restaurierung.

Die Gründer und Vorstandsmitglieder des neuen Karlsvereins waren in Aachen angesehene, wohlsituierte Bürger, fest in der Gesellschaft verankert. 97 Mitglieder konnten sie rasch um sich versammeln. Beide Weltkriege stellten das Engagement der Aachener kurz darauf abermals auf die Probe, vor allem nach 1945.

Dass das Aachener Weltkulturerbe sich heute in einem bemerkenswert guten baulichen Zustand befindet, ist sicher auch 175 Jahren Engagement des Karlsvereins zu verdanken. In den vergangene 25 Jahren hat der Karlsverein-Dombauverein wichtige Finanzierungs­beiträge geleistet, ohne die die dringend notwendigen Aktivitäten zur Sanierung, Restaurierung und Konservierung des Doms nicht möglich gewesen wären. Insgesamt wurden dem Dombaumeister in dieser Zeitspanne 8.504.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Vor ungeahnte Herausforderungen hat den Verein dann jüngst die Corona-Pandemie gestellt. Der Mitgliederzuwachs stoppte, das Vereinsleben lag und liegt immer noch brach. Daher verbindet der Verein mit dem diesjährigen Jubiläum zugleich die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität in allen Bereichen.

Doch egal, was passiert, der Karlsverein-Dombauverein bleibt seinem satzungsmäßigen Auftrag treu: „Wir wollen der nächstfolgenden Generation den Aachener Dom in zumindest gleich gutem baulichen Zustand übergeben, wie wir ihn selbst geerbt haben.“ Vorrangig steht heute eine Sanierung des Brandschutzes im Dom an. Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand beschlossen, den Maßnahmenplan des Dombaumeisters vollumfänglich zu unterstützen. Zum Erhalt der Planungssicherheit in dem vorgegebenen engen Zeitfenster wurden 790.000 Euro als Unterstützung bewilligt. Eine noch nie dagewesene Summe.

Sie sehen, der Verein und seine jeweils amtierenden Vorstände werden auch nach 175 Jahren nicht müde, immer weiter um neue Mitglieder und zahlreiche Spenden zu werben: Der Dom ist und bleibt die Herzensangelegenheit aller Aachener! Passend zum Jubiläum ist nun die neue Jahresschrift 2022 erschienen. 175 Jahre Vereinsgeschichte stellen sich hier auf lesenswerte Weise vor. Historische und aktuelle Fotos geben spannende Einblicke und hochrangige Gastautoren berichten mit parallelen Themen. Die attraktive Ausgabe erhalten alle Mitglieder kostenlos per Post. Wer zudem daran interessiert ist, kann sie auf Anfrage an den Verein und gegen eine Schutzgebühr erhalten.

Zum Abschluss ein Telegramm an alle Mitglieder des Karlsverein-Dombauverein: