Dombaumeister Helmut Maintz (Foto) hat eine nie enden wollende Aufgabe. Neben seinem Kampf gegen den Verfall am Mauerwerk des Aachener Domes und knabbernde Schädlinge im historischen Gebälk muss er ständig um die Finanzierung seiner Arbeit kämpfen. Da erscheint es wie ein Hauptgewinn, dass am Montag, 11. Mai, die Karls- und Hubertuskapelle von der ­Firma Kärcher denkmal- und fach­gerecht gereinigt wird. Kostenlos!

Die gotische Doppelkapelle schmiegt sich an der Nordwand an das karolingische Sechzehneck. „Eine problematische Stelle“, weiß der Dombaumeister, „die Seite liegt immer im Schatten.“ Sie sei daher nicht nur anfällig für die üblichen Umweltverschmutzungen, sondern auch bei Algen und Moosen sehr beliebt.
Der Grundstein für die Kapelle wurde 1455 gelegt, 1474 weihte  sie der päpstliche Nuntius Bischof von Fossombrone feierlich ein. Die Empore ist Karl dem Großen, das Erdgeschoss dem heiligen Hubertus ­geweiht. Dieser hat um 720 das Erzbistum Lüttich gegründet. Dieses war nämlich jahrhundertelang die für den Aachener Dom ­zuständige Diözese.

In der Karlskapelle haben der Legende nach künftige Könige die Nacht vor ihrer Krönung in tiefer Meditation zugebracht. Karl der Große sollte inspirierend auf ihre neue Auf­gabe wirken… Der Ausgang zur Straße hin wird bis heute Krämertüre genannt, weil er nach den Gottesdiensten von den Händlern (Krämern) zum Verlassen der Kirche genutzt wurde. Im Inneren ist noch eine Bronzetür aus karolingischer Zeit erhalten.

Schmutz ist Schutz

Schon einmal stand die Kapelle im Mittelpunkt einer Reinigungsaktion: Während der EXPO 2000 in Hannover wurden mittels Puls­laser die über der Krämertür angebrachten Skulpturen des heiligen Hubertus und Karls des Großen sowie eine Marienstatue ­bearbeitet. Die Laserreinigung war damals das modernste und schonendste Verfahren, die von Gottfried Götting zwischen 1830 und 1849 geschaffenen Figuren zu säubern. „Bis heute gibt es noch keine optimale Reinigungs­methode für historische Gebäude. Die Schmutzkrusten schädigen und schützen die Bauwerke gleichzeitig. Wenn wir die Ablagerungen entfernen, nehmen wir ihnen möglicherweise auch die Schutzschicht“, erklärt Dombaumeister Maintz.
Diese Herausforderung geht er jetzt mit der Firma Kärcher an, hat zur Sicherheit schon Probereinigungen durchgeführt. Kärcher bündelt seine Kompetenz mit der deutschen UNESCO. Deutschlandweit bewarben sich 14 Welt­erbestätten, von denen drei in die engere Wahl kamen: neben dem Aachener Dom das Quedlinburger Rathaus und der Frankoniabrunnen der Würzburger Residenz. Nach eingehender Prüfung fällte die Jury ihre Entscheidung für ­Aachen. Denkmalbehörde, Restauratoren und Dombauhütte sind ins Projekt mit eingebunden, dessen Kosten Maintz auf 120000 Euro schätzt. Die zu sparen, freut auch den Hausherrn, Dompropst Manfred von Holtum: „Mir liegt dieses Projekt am Herzen, weil die Kapelle ­eine besondere Verbindung mit dem Gotteshaus hat: Das erste Weltkulturerbe Deutschlands besteht nicht nur aus dem karolingischen Zentralbau, sondern auch aus später errichteten Gebäudeteilen.“

Innovative Vorarbeiten im April

Dass Historie ganz jung und modern sein kann, beweisen zwei begleitende Projekte: Studierende des Fachbereichs Bauingenieurwesen der FH Aachen haben im Vorfeld eine 3-D-Dokumentation von Bauzierteilen und Steinoberflächen der Karls- und Hubertuskapelle mittels hochauflösender Fotos erstellt. So kann auch nach Jahrzehnten jedes filigrane Detail gut überprüft werden. Um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten und Jugendliche für den Erhalt von Welterbestätten zu sensibilisieren, wird das Reinigungsprojekt von der UNESCO-Kommission durch eine Schulkooperation ergänzt. Das Inda-Gymnasium in Korne­li­münster begleitet die Maßnahme über vier Monate in einer Arbeits­gemeinschaft mit 20 Mittel- und Oberstufenschülern. Studienrat Thomas Prinz betreut das Projekt, dessen vorläufige Ergebnisse am Welterbetag, Sonntag, 7. Juni, in Aachen und im Juli der UNESCO-Kommission vorgestellt werden. Die Schüler dürfen hierfür dem Dom sprichwörtlich auf die Pelle rücken, sogar kleinere restauratorische Arbeiten übernehmen. Bevor am Montag, 11. Mai, die Hochdruckreiniger anrücken, gibt es also viel zu tun, um den Dom fit für die nächs­ten 1000 Jahre zu machen: Auch die Planung für die Eindeckung des Bleidachs am Sechzehneck schreitet voran. Und Dombaumeister Maintz freut sich auf neue, nie enden wollende Aufgaben!

(Textquelle: Bad Aachen/Sabine Mathieu)

Der Karlsverein trägt natürlich auch dazu bei, dass die Finanzierung von Helmut Maintz‘ Vorankommen gewährleistet ist – mithilfe seiner vielen Mitglieder und spendenwilliger Förderer des Aachener Domes. Wer Mitglied werden möchte, klickt hier, zu zweckgebundenen Spenden für das aktuelle Projekt erfahren Interessierte hier mehr.