Nach dem erfolgreichen Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Südseite im Juni 2022 ist das Baugerüst auf die Nordseite der Chorhalle gewandert. Wie zuvor an der Münsterplatzseite des Chores gilt es auch hier nach 20 Jahren den Zustand des Natursteinmauerwerks, der Verfugungen und insbesondere der Skulpturen zu prüfen und, wenn notwendig, Sanierungsschritte einzuleiten und umzusetzen. Die sonnenabgewandten Partien des Mauerwerks zeigten schon vor der Einrüstung einen deutlichen biogenen Befall aus Moosen, Algen und Flechten. Da das Sonnenlicht viele Stellen der Wandfläche nicht direkt erreicht, bleiben diese Partien kälter, Feuchtigkeit hält sich hier länger als auf der Südseite des Chores und bietet somit eine Grundlage für den unerwünschten Bewuchs auf den Steinflächen.

Moose, Flechten und Algen haben sich an der Nordseite der Chorhalle auf dem Mauerwerk angesiedelt. Foto: Lydia Konnegen

Natursteinmauerwerk und Fugennetz

Auch wenn die massiven Quader des Chorhallenmauerwerks wie für die Ewigkeit geschaffen erscheinen, bedarf es der regelmäßigen Überprüfung. Insbesondere schadhafte Fugen führen zu Schäden an den angrenzenden Natursteinen, indem sie es dem Regenwasser ermöglichen, tief ins Mauerwerk einzudringen. Im ersten Schritt wurden an der Nordseite zu weiche, absandende und zu harte Fugen behutsam entfernt. Anschließend erfolgte eine Bearbeitung der absandenden Steinflanken mit Steinfestiger, um die Steine zu stabilisieren. Nach dem Abschluss der Reaktionszeit des Steinfestigers konnten die Flanken der Natursteine mit Steinersatzmörtel nachgearbeitet werden. Bereiche der zurückgewitterten Bauzier wurden oberseitig mit Steinersatzmörtel geglättet, damit das Regenwasser abfließen kann.

Reinigung der Skulpturen

An der Nordseite der Chorhalle stehen mit Kaiser Heinrich II., König Stephan von Ungarn, der hl. Agnes, Kaiserin Adelheit, Maria Magdalena und Aldegundis insgesamt acht Figuren. Wie bei den Figuren auf der Südseite, so erfolgte auch ihre Reinigung durch Abnahme der Gipskrusten mit Komplexionspasten und anschließender Behandlung der verbliebenen Krusten mit Heißdampf. Hartnäckige Krustenreste wurden zusätzlich noch mit Laser entfernt. Es zeigte sich, dass in einigen Bereichen die Steinsubstanz mürbe ist und dass sich einige Attribute der Figuren in einem schlechten Zustand befinden. Der Naturstein wurde auch hier mit Steinfestiger behandelt; die Attribute mussten überarbeitet und neu befestigt werden. Wo dies nicht mehr möglich war, mussten Teile auch neu hergestellt werden.

Das mittelalterliche Mauerankersystem

Bei der Suche nach der Ursache für größere Risse unterhalb eines Wasserspeiers kam es zur Begegnung mit den mittelalterlichen Baumeistern der Chorhalle: Nach der Demontage der gerissenen Steine wurde ein senkrecht verlaufender Eisensplint freigelegt, der zwei der umlaufenden Ringanker der Chorhalle miteinander verbindet. Die starken Rostschalen des Eisens ließen vermuten, dass auch in jüngster Zeit Wasser durch offene Fugen bis zum Splint vordringen konnten und den Korrisionsvorgang vorangetrieben hat. Die hiermit einhergehende Volumenvergrößerung des Eisens übt soviel Kraft aus, dass es zu massiven Schäden im umgebenden Mauerwerk kommt. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten erhielt der Eisensplint eine Behandlung mit Rostschutzöl und das Mauerwerk wurde mit den ursprünglichen Steinen wieder hergestellt. Ein vollumfänglicher Verguss mit Mörtel soll verhindern, dass sich Hohlstellen im Mauerwerk ergeben und über die Fugen erneut Wasser in das Innere des Mauerwerks eindringen kann.

Auf Tuchfühlung mit den mittelalterlichen Baumeistern: Der Eisensplint aus der Erbauungszeit der Chorhalle. Foto: @ Dombauhütte Aachen

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