Auch wenn draußen Regen auf das Dom-Dach prasselte, ließen die Nachrichten, mit denen Dr. Jochen Bräutigam (Foto, l.) in die Nördliche Turmkapelle zu Gast gekommen ist, die Gesichter sonnig erstrahlen: „Von den 120.000 Euro, mit denen wir unser Jubiläumsgeschenk an den Dom verdoppeln wollen, haben unsere Mitglieder seit unserem Spendenaufruf im Juni bereits 45.000 Euro aufgebracht.“ Damit sind weitere erhaltende Maßnahmen für das UNESCO-Welterbe gesichert.
Aber der Reihe nach: Wie hier bereits zu lesen war, hat der Karlsverein-Dombauverein im Jubiläumsjahr 2014 entschieden, nicht wie bisher ein großes Leuchtturmprojekt zu fördern, sondern „sieben handverlesene Erhaltungsmaßnahmen zu unterstützen“, wie der Vorsitzende erklärt. Das Projekt 7 für ’14 wird von Dombaumeister Helmut Maintz aber nicht nur begrüßt, er hat sogar eine gute Begründung dafür, warum es jetzt anders als bisher sinnvoll ist, sich auf mehrere vermeintlich kleinere Stellen zu konzentrieren: „Seit 1986 sind wir mit der Grundinstandstzung des Domes beschäftigt, und mit der Sanierung des Bleidaches vom Sechzehneck, für das uns just heute übrigens Land und Bund auch ihre Unterstützung zugesagt haben, steuert diese Grundinstandsetzung auf ihren Abschluss zu. Doch weil wir ja so arbeiten, dass wir möglichst viel alte, also historische Substanz erhalten, müssen wir besonders diese nun beobachten und dafür sorgen, dass daran keine neuen Schäden entstehen, wenn zum Beispiel Feuchtigkeit eindringt oder klimatische Verhältnisse dem Material zusetzen.“
Der Karlsverein unterstützt dieses Anliegen mit seinem Spendenaufruf. Insgesamt kosten die sieben von ihm unterstützten Maßnahmen rund 240.000 Euro. „Die Hälfte von diesem Geld haben wir aus Rücklagen vorfinanziert“, sagt Dr. Jochen Bräutigam. „Gott sei Dank“, ergänzt Helmut Maintz, „denn sonst wäre kaum möglich gewesen, noch pünktlich vor Beginn der Heiligtumsfahrt mit einigen Maßnahmen fertig zu werden, die sich auch auf das optische Erscheinungsbild vom Dom als Aachens Visitenkarte bezogen.“ Die Betonung liegt eindeutig auf auch, denn wenn zum Beispiel Türen einen Neuanstrich erhalten, „geht es nicht nur um die Farbe“, weiß der Experte, „sondern vor allem um einen zuverlässigen Wetterschutz. Bei einem kleinen Rundgang durch den Dachbereich des Domes zeigte er seinen Gästen vom Karlsverein, wohin es führen kann, wenn zu lange damit gewartet würde: „Eine Tür, die Feuchtigkeit aufnimmt und daraufhin porös wird und splittert ist nicht mehr zu retten und muss komplett ersetzt werden“, weist er in schwindelnder Höhe auf ein Exemplar (siehe Foto links).
Die andere Hälfte der benötigten Fördergelder für die sieben Projekte, also 120.000 Euro, sollen per Spenden zusammenkommen. „Wir sind da sehr optimistisch“, betont der Karlsvereins-Vorsitzende, „denn schließlich haben nach einem Rundschreiben unsere Mitglieder nur wenige Wochen gebraucht, um stolze 45.000 Euro zu spenden.“ 75.000 Euro sind nach derzeitigem Stand also noch offen – und jeder Bürger, dem sein Dom am Herzen liegt, darf sich getrost angesprochen fühlen; hier findet er übrigens den Flyer mit Spendenkontoverbindung. Schließlich warten nach Türen und Vorhalle noch andere Baustellen. An der Außenfassade der Turmkapelle weist Helmut Maintz auf Moos (siehe Foto rechts), „und das bedeutet Feuchtigkeit“, außerdem sei im Dachstuhl frisches Holzmehl gefunden worden, was auf neuen Schädlingsbefall hinweist. Hinzu kommen schwierige klimatische Verhältniss in Nikolaus- und Ungarnkapelle, die ohne entsprechende technische Nachrüstung nicht in den Griff zu bekommen sind. „Und wir wollen doch alle trocken bleiben“, merkt Domprobst Helmut Poqué an. „Momentan ist das noch ein Augenzwinkern, aber das kann sich schnell ändern“, warnt der Dombaumeister, worauf der Probst klar macht: „Natürlich. Unser Dom braucht die pflegende Hand – und die helfende.“