Auf eine spannende Spurensuche in der Marienkirche hat die Führungsreihe „Dom im Detail“ des Karlsvereins seine Gäste mitgenommen. Diesmal drehte sich alles um die Altäre, die einst im Dom standen und heute noch stehen – oder eben nicht. Die Historikerin Kathrin Steinhauer und der Domschweizer Jean-Claude Kall haben bei insgesamt zwölf Führungen über 350 Interessierte zu den gesicherten oder vermuteten Altar-Standorten gebracht, die oft in Bereichen zu finden sind, die der Allgemeinheit normalerweise nicht zugänglich sind.

„Nur noch wenige Quellen sind heute übrig, die etwas über die Altäre verraten“, sagte Steinhauer. Eine davon sei eine Chordienstordnung aus dem 14. Jahrhundert, in der auch die Ablaufbeschreibungen von Prozessionen beschrieben sind. So weiß man, dass vor dem Anbau der gotischen Chorhalle 17 Altäre zu finden waren. Nach dem Anbau, der  im 15. Jahrhundert fertiggestellt war, hatte sich die Frömmigkeit der Bürger hin zu einer eher privaten entwickelt. Und weil die Chorhalle nun mehr Platz hatte und daher mehr Altäre zuließ, befanden sich dort 34 Altäre. „Viele davon waren Patrizier-Altäre, das heißt private Altäre reicher und bedeutender Aachener Familien, die ihrer Frömmigkeit  in einem privateren Bereich nachgehen wollten. Natürlich hatten diese Altäre auch einen repräsentativen Charakter“, erklärte die Expertin.
IMG_0131Heute bestehen nur noch fünf Altäre sowie einige Fundamente und Reste. Neben dem Marienaltar sind dies der Nicasius-Altar (siehe Foto rechts), der sich direkt hinter dem Königsthron befindet, der Stephansaltar in der Ungarnkapelle, der Matthiasaltar in der Matthiaskapelle sowie der Nikolausaltar in der Nikolauskapelle. Spuren weiterer Altäre könne man an Altarbildern feststellen, etwa in der Hubertuskapelle oder in der Annakapelle.