Sie ist momentan wohl das unsichtbarste Kleinod der Stadt – weil sie dringend unsere Hilfe braucht. Die Taufkapelle im Schatten des Domes ist, anders als auf unserem Foto, mittlerweile komplett von Gerüsten umgeben, denn die dringend notwendigen Arbeiten am Dach laufen auf Hochtouren – vermutlich noch mindestens bis zum Spätherbst.

Für die Aachener Stadtgeschichte bleibt der ehemalige Taufort aller Aachener natürlich dennoch präsent. Ein Grund mehr, warum jeder Cent für Ihren Erhalt gut investiert ist.

Schon im Jahre 1215 – Kaiser Friedrich II. hatte nach der Umbettung Karls soeben den letzten Nagel in den Karlsschrein geschlagen – wird die damalige Johanneskapelle erstmals an der Stelle erwähnt. Der Name des Täufers ist Programm für einen Bereich, der von Anbeginn ausschließlich dazu bestimmt war, die Bevölkerung der Krönungsstatt in die Gemeinschaft der Christen aufzunehmen- es sei denn man genoss das Privileg, zwischen Ostern und Pfingsten sogar im Dom hinter dem Thron getauft werden. Das Stiftskapitel achtete mit Argusaugen darauf, dass andere sehr früh gegründeten Kirchen, wie St.Foillan, St.Adalbert, oder St. Jakob diese mit Privilegien auch finanzieller Art verbundene  Stellung  nicht erlangten.

Die heutige Taufkapelle – zwischenzeitlich hatte es Nachbauten im 13./14. Jahrhundert gegeben – ist im Barockstil errichtet und ein Jahr älter, als die Ungarnkapelle, nämlich aus dem Jahre 1766. Obwohl der Domhof dazwischen liegt gehört Sie als Teil des Doms ebenfalls zum Welterbe der UNESCO.

Im Gemäuer ist noch zu erkennen, dass sich früher ein massives Doppelportal anschloss, das den Domhof quasi komplett abschottete. Der Stiftsbezirk war von der Stadt schärfstens abgetrennt und besass gar eigene Rechtspersönlichkeit. Zum regelmässigen Ärger der Stadt boten Kanoniker an dieser „Grenze“ sogar steuerfreie Ware feil. Dieser grosse Portikus war während der Besatzungszeit dem französischen Präfekten Jean Deladoucette ein Dorn im Auge. Der durchschritt auf dem Weg zur Messe anders als zuletzt gleich mehrmals der spanische König Felipe nämlich nicht gerne den Domhof, sondern liess sich zwecks Schonung der Seidenschuhe bis zum Eingang fahren. Dafür wurde das Hindernis am Eingang kurzerhand beseitigt. Napoleon fand es schon nicht mehr vor, als er 1811 seinen Sohn in der Taufkapelle taufen liess – mit dem Wasser des vorbeifliessenden Pau- Bächleins, das den Aachener erst zum Aachener machte.
Generationen Aachener Familien wurden dort getauft. Die Taufkapelle hat sich tief in das Bewusstsein der Öcher eingegraben. 1984 wurde zwei Jahre der Innenraum restauriert – von den Schäden am Dach und Dachstuhl ahnte man seinerzeit nichts. Darum kümmert sich nun mit Unterstützung unserer und Ihrer Spenden Dombaumeister Helmut Maintz und sein Team.Damit das Kleinod am Eingang des Domes für die nächsten Generationen erhalten werden kann.