Gefühlt vergeht seit Monaten kein Tag mehr ohne Regenguss in Aachen. Tatsächlich liegen die aktuellen Regenmengen deutlich über den Vergleichswerten früherer Jahre. Gepaart mit den höheren Tagestemperaturen sorgt dies für neue Herausforderung bei der Erhaltung des Aachener Domes.

Deutlich sichtbar sorgt das feuchtwarme Wetter dafür, dass sich am Dom kleine Grünbiotope bilden. Im Fußbereich des Westwerks trocknen die Schattenecken nicht mehr richtig ab, sodass sich an diesen Stellen ein Grünbelag gebildet hat. Fröhlich sprießt das Grün auch diagonal entfernt auf der Galerie der Chorhalle in luftiger Höhe. Hier sind es Flechten und Moose, die sich auf der Steinoberfläche niederlassen. Pflanzlicher Bewuchs wie beispielsweise Moos sorgt dafür, dass rund um die Pflanze und ihr Wurzelwerk Feuchtigkeit im Stein bleibt. Dringen die Wurzeln in die Fugenbereiche ein, können undichte Stellen entstehen, durch die das Wasser tiefer ins Mauerwerk eindringen kann. Generell sorgt die Durchnässung für eine Schwächung der Steine und öffnet weiteren Schäden wie Rissbildung, Erosion oder gar Korrosion Tür und Tor.

Der ständige Regen sorgt dafür, dass am Westwerk des Domes das Mauerwerk nicht mehr trocknet und sich ein biogener Befall bildet. (© Fotos: Lydia Konnegen)

Unter der dauerhaft feuchten Witterung ist dem biogenen Befall nicht so leicht beizukommen. Eine Reinigung und anschließende Steinbehandlung auf der Nordseite im Bereich des Chorhallensockels hat beispielsweise keinen bleibenden Erfolg erbracht. Hier bildet sich aktuell wieder ein Grünbelag. Dies gilt auch für die frisch gereinigten Chorhallenfiguren. In beiden Fällen wird es zeitnah keine weitere Behandlung der Oberflächen geben, denn das Steinmaterial ist durch die kurz zuvor erfolgte Tiefenreinigung noch sehr gestresst.

Wichtig ist auch, dass mit der Reinigung kein weiterer Substanzverlust erfolgt. Somit macht es keinen Sinn, regelmäßig Moose abzunehmen und dabei zu riskieren, dass mit dem Wurzelwerk Teile der Steinoberfläche oder Fuge abgenommen werden. Eine Reinigung ist nur sinnvoll, wenn anschließend Maßnahmen umgesetzt werden können, die eine Neubildung des pflanzlichen Befalls unterbinden.

Flechten und Moose setzen sich vermehrt auf den Steinoberflächen fest, wie beispielsweise auf der Brüstung der Chorhalle (© Fotos: Lydia Konnegen)

Abgesehen vom Dauerregen, der die Außenhaut des Domes herausfordert, sorgt die Nässe auch im Innenraum der Kirche für Herausforderungen. Mit der Luft in den Raum getragene Feuchtigkeit schlägt sich an kühleren Orten oder an Stellen, von denen der Luftzug nicht weiter getragen wird, nieder. Dies war beispielsweise am Chorgestühl in der Apsis der Chorhalle der Fall, wo sich Schimmelbefall auf den Hölzern zeigte. Als Gegenmaßnahme wurden befallene Hölzer ausgewechselt und für eine Belüftung der Sitzkonstruktionen gesorgt. Schimmel zeigt sich auch aktuell am Mauerwerk der Chorhalle in der Nähe der Orgel. Hier ist erhöhter Handlungsbedarf geboten, damit das empfindliche Kircheninstrument nicht ebenfalls befallen wird.

Eine umfassendere Sanierungsmaßnahme deutet sich für den Dachstuhl der Karlskapelle an. Hier hat sich umfassender Schimmelbefall gebildet – eine Situation, die eintritt, sobald Feuchtigkeit in den Dachstuhl eindringt und die Durchlüftung des Raumes so eingeschränkt ist, dass die Feuchtigkeit sich auf der Balkenoberfläche niederschlägt, anstatt zu entweichen.

Das größte Sorgenkind, das die aktuelle Wetterlage verursacht, ist der Heizungskeller des Aachener Domes. Anfang des 20. Jahrhunderts unterirdisch neben der Hubertuskapelle angelegt, läuft der Raum bei Regen mittlerweile regelmäßig voll Wasser. Darüber hinaus zeigt die Decke bedenkliche Korrosionsschäden, sodass hier akuter Handlungsbedarf besteht. Das sich hieraus ergebene Projekt steht als nächstes auf der Förderliste des Karlsvereins.