„Und zu guter Letzt haben wir noch eine Überraschung für unseren Dombaumeister Helmut Maintz: Der Karlsverein übernimmt die Reparaturkosten für das Chorhallenfenster.“ Mit dieser Ankündigung hat Karlsvereins-Vorsitzender Hubert Herpers Freitagabend die Jahreshauptversammlung abgeschlossen.

Helmut Maintz (alle Details zu seinem Vortrag im Rahmen der Jahreshauptversammlung per Klick auf diesen Link) konnte dann endlich wieder erleichert lächeln. Schließlich hatte er am Mittwoch, 27. Januar, nämlich eine unschöne Entdeckung gemacht: In der Nacht hatten Unbekannte einen Pflasterstein durch ein Fenster der nördlichen Chorhalle geworfen und es an der Stelle zerstört. Betroffen sind farbige Ornamente in Rot und Blau von Anton Wendling aus der Nachkriegszeit. Der Dombaumeister erstattete sofort Anzeige, ließ die Beweise von der Polizei sichern – und schätzt den Schaden auf rund 3500 Euro ein. Ein Betrag, der im Maßnahmenbudget für 2016 natürlich nicht eingeplant war, weswegen ihm die Reparatur große Sorgen bereitete. „Da können wir helfen“, erklärte jedoch Hubert Herpers unter Applaus der anwesenden Mitglieder: „Wir haben im Anschluss an die Vorstandssitzung vorhin beschlossen, dass wir das Geld spontan spenden, damit das Fenster schnellstmöglich repariert werden kann.“ Helmut Maintz bedankte sich voller Freude.

Auch in den vorangegangenen neun Tagespunkten der Jahreshauptversammlung in der Sparkassen-Geschäftsstelle am Münsterplatz gab es unterm Strich nur Erfreuliches zu berichten. 111 neue Mitglieder – „eine Zahl, die zur jecken Karnevalszeit passt“, wie Hubert Herpers fand – haben 2015 den Kreis der Freunde und Förderer des UNESCO-Welterbes Aachener Dom auf nun 2695 erweitert. Sich dem Verein anzuschließen, hilft aber nicht nur dem Gotteshaus, sondern hat auch für die Mitglieder Vorteile – wie zahlreiche vereinseigene Veranstaltungen höchster Güte. „Diese sind im Vorjahr wieder sehr gut angenommen worden“, freute der Vorsitzende sich über die ungebrochen gute Resonanz auf „Vertikale Domführen“, „Dom im Detail“, „sub corona – Musik zur Nacht“ und Vorträge.

Gewogen zeigen sich die Mitglieder auch nach wie vor, was ihre Spendenfreude anbelangt: „Bis heute haben Sie 65.000 Euro allein für unser aktuelles Projekt Karl dem großen aufs Dach steigen – Ein neues Dach für das Sechzehneck gespendet“, hofft Hubert Herpers darauf, auch den noch fehlenden Betrag bald beisammen zu haben. „Die geschätzten Gesamtkosten aller Maßnahmen liegen bei mehr als 1,5 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre. Damit wir in der Lage sind, öffentliche Zulagen zu erhalten, haben wir einen Eigenanteil von 525.000 Euro angesetzt, den neben dem Domkapitel maßgeblich der Karlsverein-Dombauverein aufbringen muss“, erklärt Dombaumeister Helmut Maintz die Kostenaufteilung.

Dr. Karl Heinz Paffen (c) PakuraDas dürfte auch gelingen, schließlich ist der Verein laut Bericht des Schatzmeisters Dr. Karl Heinz Paffen nach wie vor finanziell bestens aufgestellt. Allein aus Mitgliedsbeiträgen fließen dem Verein nach aktuellen Stand nahezu 57.000 Euro zu. Hinzu kommen Spenden, „und da hatten wir 2015 das drittbeste Ergebnis aller Zeiten“, so Paffen. Mehr als 156.000 Euro spendeten die Mitglieder allein im vergangenen Jahr, 65.000 Euro davon wie erwähnt projektbezogen allein für das Sechzehneck. „Nur zum Vergleich: 2002 betrug das Spendenaufkommen 42.000 Euro, 2009 77.000 Euro“, zeigte Paffen die Relationen auf. Hinzu kommen verschiedene andere Einnahmen aus Zinsen, Veranstaltungen usw., sodass der Karlsverein letztlich auf Jahreseinnahmen von 416.492 Euro gekommen ist. Aufgrund erhöhter Ausgaben ergibt sich dennoch ein Ausgabenüberhang in Höhe von 122.000 Euro, wodurch das Vereinsvermögen auf 618.000 Euro gesunken ist. „Bedeutsamer als diese – in gewisser Hinsicht zufallsabhängige – Relation der Einnahmen zu den Ausgaben ist die Tatsache, dass auch in 2015 beträchtliche Ausgaben ganz im Sinne der Zwecksetzung des Karlsvereins getätigt worden sind“, kam Paffen zu einem positiven Fazit: 445.000 Euro sind dem Domkapitel 2015 zugunsten des Förderhaushalts zugewiesen worden, zusätzlich noch einmal die fehlenden 18.000 Euro für den Abschluss des Projekts 7 für ’14 und knapp 7400 Euro für die anteilige Unterstützung der Dombauleitung.

Dr. Herbert Pichler (c) PakuraEbenfalls positiv fiel die Bilanz der Dr. Hans Müllejans Stiftung aus. Durch eine weitere Zustiftung ist das Stiftungkapital um rund 10.000 Euro auf  nun 508.816 Euro gestiegen. Im Vorjahr wurde ein Überschuss in Höhe von 11.700 Euro erwirtschaftet, der satzungsgemäß dem Karlsverein zukam. Die Mitglieder nahmen die Berichte des Schatzmeisters sowie des Rechnungsprüfers Dr. Herbert Pichler, der uneingeschränkt zur Entlastung riet, einstimmig an und entlasten die Beteiligten sowie den Vorstand. Zum neuen Rechnungsprüfer anstelle des im Vorjahr verstorbenen Franz-Wilhelm Hilgers wurde ebenfalls einstimmig Jens Ulrich Meyer gewählt. Als einzige enthielten sich jeweils die Betroffenen.

Von links: Katharina Stein, Sarah Meul und Theresa Hopmann (c) PakuraEine tolle Einleitung für die Jahreshauptversammlung haben drei zehnjährige Mädchen gestaltet: Sarah Meul, Katharina Stein und Theresa Hopmann sind alle drei Kinderdomführer und gewährten Einblicke in das Projekt und warum sie ihm ihre Freizeit opfern. „Der Dom liegt uns am Herzen“, sagten die Kinder und: „Wir machen das, weil wir den Leuten gern etwas über den Dom erzählen – und weil wir so gerne reden.“ 17 aktive Führer stehen derzeit auf der Liste von Koordinator Kurt Schünemann.: „Und wir müssen Nachwuchs sichern, denn mit 16 gehen die Kinderdomführer schließlich schon wieder in Pension.“ Der Karlsverein-Dombauverein ist Pate des Projekts. Und Nutznießer! Denn 197 Führungen mit 1728 Besuchern haben bisher dazu geführt, dass dem Karlsverein aus dieser Spenden-Quelle für seine Zwecke rund 4000 Euro zufließen konnten.

Manfred von Holtum (c) PakuraEinen weiteren informativen Tagesordnungspunkt übernahm Dompropst Manfred von Holtum, der die komplizierten Vorgänge der Bischofswahl erläuterte. Nach der Jahreshauptversammlung und einem gemütlichen Beisammensein auf Einladung der Sparkasse Aachen durften die Mitglieder, die wieder zahlreich erschiedenen waren – nur wenige Plätze blieben frei -, noch die Jahresgabe mit nach Hause nehmen. Band 18 der Schriftenreihe befasst sich mit dem Thema „Der Aachener Dom in französischer Zeit“.