An der Aachener Chorhalle befindet sich mit der spätgotischen Sonnenuhr eine Rarität der historischen Zeitmessung. Recht unscheinbar und deswegen leicht zu übersehen ist sie am Pfeiler 5 auf der Südseite installiert. Die zwischen 1450 und 1500 entstandene Uhr ist ein einzigartiges Zeugnis für den Übergang von der mittelalterlichen zur neuzeitlichen Zeitmessung, der sich in Mitteleuropa während des 15. Jahrhunderts vollzog.

Neuartig ist, dass die Aachener Sonnenuhr die Einteilung des Tages in gleich lange Stunden vorsieht und so die Anforderungen an eine genaue Uhrzeitangabe in der frühen Neuzeit erfüllte. Antike und mittelalterliche Sonnenuhren zeigten meist nur eine Tageseinteilung mit variablen Stunden an, deren Länge in Abhängigkeit von den Jahreszeiten stand. In der Genauigkeit der Zeitangabe war die Sonnenuhr den Räderuhren der Frühen Neuzeit noch deutlich überlegen.

Schäden und Konservierung

Die exakt ausgerichtete Süduhr besteht aus einem Zifferblattstein und einem Schattenstab. Das Zifferblatt zeigt lotrecht zum Stab die 12-Uhr-Linie. Nach Osten (rechts) schließen sich die Stundenlinien 1-5 und nach Westen (links) die 11-7 Uhr-Linien an.

Beim Ausbau 1997 zerbrach der stark vorgeschädigte Stein trotz größter Sorgfalt entlang eines vorhandenen Risses in der Zifferblattebene. Nach einer konservierenden Behandlung und einer neuen Verbindung beider Steinfragmente untereinander konnte das Ziffernblatt zusammen mit einem neuen Trägerstein für den Schattenstab wieder eingebaut werden.

Notwendige Neujustierung

Nach dem Einbau 1999 zeigte sich dann, dass die Sonnenuhr nicht mehr die korrekte Zeit anzeigte. Höchstwahrscheinlich haben sich bei der Chorhallensanierung im 19. Jahrhundert Fehler eingeschlichen, als das Zifferblatt überarbeitet wurde. Auch der Schattenstab saß nicht mehr an seiner korrekten Position. Nach einer Korrektur ist nun alles wieder im Lot, so wie die Baumeister es im 15. Jahrhundert vorgesehen hatten.   

Seit mehr als 500 Jahren im Dienst: Die Sonnenuhr an der Südseite der Chorhalle. (Fotos: Lydia Konnegen)