Elbers/Tjoelker (c)JansenIn guter Tradition hat der Karlsverein am Samstagabend vor dem ersten Advent seine bei Mitgliedern äußerst beliebte Reihe „Musik zur Nacht – sub corona“ fortgesetzt. Im Hohen Dom zu Aachen waren alle verfügbaren Sitzplätze belegt, als dem Titel getreu im Oktogon unter dem Barbarossaleuchter Klassik auf höchstem Niveau erklang. Ein Mal im Jahr lädt der Karlsverein eigens für dieses Ereignis wechselnde Ensembles in den Dom, um seine Mitglieder auf diese besondere Weise auf die weihnachtliche Festzeit einzustimmen. In diesem Jahr gestalteten das Vokalensemble Sine Nomine gemeinsam mit Soetkin Elbers (Sopran) und Renske Tjoelker (Harfe) das sehr ruhige, auf fantastische Stimmen fokussierte und internationale Programm, das viele Zuhörer sichtlich berührte.

Ensemble Sine Nomine (c)JansenZu Gehör kamen in dieser Reihenfolge Maurice Ravels Prélude, Hans Leo Hasslers „Dixit Maria ad angelum“, William Byrds „Kyrie“ aus „Mass for four voices“, „Maria durch ein Dornwald ging“ aus dem Eichsfeld in einem Satz von Gottfried Wolters und Max Regers „Maria Wiegendlied“ im ersten Block. In weiteren Blöcken folgten unter anderem Gabriel Faurés „Une chatelaine en sa tour“, Henri Büssers „Le sommeil de l’Enfant“, Henriettes Reniés „Conte de Noel“ Johannes Martinis „Magnificat secundi toni“ und Edmund Rubbras „Jesukin“.

Herpers (c)JansenWie in den Vorjahren etabliert, führte ein kurzes Grußwort von Hubert Herpers, Vorsitzender des Karlsverein-Dombauverein, in den Abend ein. Er resümierte kurz, welche Maßnahmen mithilfe des Karlsvereins im vergangenen Jahr dazu beigetragen haben, den Aachener Dom zu erhalten, insbesondere, nachdem unerwartete Entdeckungen wie die Erdbebenrisse den Fortschritt mancher Arbeiten gebremst bzw. neue notwendig gemacht hatten. Zudem wies er auf die kommende und im Termin verschobene Jahreshauptversammlung (jetzt: 1. Februar 2017, 19 Uhr) hin, die Mitglieder sich nebst Interesse an Entwicklungen im Verein und dessen Arbeit auch wegen der stets kurzweiligen Vorträge von Dombaumeister Helmut Maintz und der Vorstellung der neuen Jahresgabe nicht entgehen lassen sollten. „Sie dürfen gespannt darauf sein“, betonte Herpers.

Zwischen den Musikblöcken lud – ebenfalls in guter Tradition – Dompropst Manfred von Holtum mit meditativen Texten, die er vorlas, zum Nachdenken und In-sich-hinein-Fühlen ein. Er wählte Zeilen des 1932 geborenen Geistlichen Franz Kamphaus, der von 1982 bis 2007 Bischof von Limburg war. Darin behandelte er die Frage, ob die nahende Ankunft des Herren, für die Weihnachten schließlich auch steht, den Menschen überhaupt so recht ist oder sie im Gegenteil in ihrem Alltagsfluss stört. „Komm ja nicht wieder – das ist unser Gedanke“, stellte Manfred von Holtum vorlesend die Sichtweise jedes Einzelnen auf den Prüfstand: „So, wie wir vor uns hinleben, da klingt mit: Bleib nur, wo du bist.“

VonHoltum (c) JansenDaraus entwickelten sich im Fortlauf des Programms Fragen wie „Was erwartest du noch? Ist das alles?“ und „Lebt es sich gut, ohne diese Sehnsucht?“ mit Bezug auf ein Augustinus-Zitat, das beinhaltet, Gottes Sehnsucht sei der Mensch und dem daraus folgenden Denkspiel, andersrum  sollte die Sehnsucht des Menschen sich auch gen Gott richten. Letztlich gehe es darum „den Weg Gottes zu bereiten“, weil das „Europa mit der Welt verbindet und in die Freiheit führt“. Als Schlusspunkt erinnerte er an den Kern des Weihnachtsfestes, nämlich dieses „Geschenk des Himmels“: „Den Heiland braucht ihr euch nicht machen, er ist euch geschenkt.“

So in verfrühte Festtagsstimmung versetzt, stimmten die Anwesenden final nur allzu gern gemeinsam das Schlusslied „Macht hoch die Tür“ an, bevor der Abend bei Brot und Wein im Kreuzgang mit Gemeinschaftsgefühl und guten Gesprächen ausklang. Der Karlsverein bedankt sich abermals bei den Sponsoren der „Musik zur Nacht“: Café Extrablatt, geil’s und Oebel.