Nach den eingehenden Voruntersuchungen zu Zustand und Schäden an der Südseite der Chorhalle hat nun die erste Phase der Sanierungsarbeiten begonnen. Im Fokus stehen hierbei sechs Chorhallenfiguren. Die überlebensgroßen Skulpturen von Abraham, Joachim, Isaias, Simeon sowie Stepanus und Anastasius sind Werke des Aachener Bildhauers Gottfried Götting. Im Auftrag des Karlsvereins erschuf er bis 1873 die Figurenzyklen für die Chorhalle und die weiteren gotischen Kapellen des Aachener Doms. Im Vordergrund der nun gestarteten Arbeiten stehen die behutsame Abnahme von schädlichen Gipskrusten und die Festigung der fragilen Steinsubstanz.

Kalkstein Savonnière als Herausforderung

Eine wesentliche Herausforderung für die Konservatoren stellt das von Gottfried Götting verwendete Steinmaterial dar. Der von ihm ausgewählte Savonnière ist ein feiner Kalkstein, der sich bildhauerisch leicht bearbeiten lässt. Wettergeschützt zeigt der Stein auch im Außenbereich kaum Schäden. Sobald Wind und Wasser die Skulptur erreichen, sind die auftretenden Schäden allerdings enorm. Insbesondere filigran ausgeführte Partien wie Hände und Attribute zeigen dann erhebliche Verluste an der Steinsubstanz. Bei den Aachener Chorhallenfiguren konnten bereits in der letzten Sanierungsphase zwischen 1995 und 2000 erhebliche Verluste durch Verwitterung festgestellt werden. Es fehlten hier und da einzelne Partien der Hände. Einige Attribute der Heiligen waren bis zur Unkenntlichkeit verwittert oder so beschädigt, dass ein Ersatz notwendig war. Dies betraf zum Beispiel das Schild des Erzengels Michael.

Unter Beobachtung: Die Langzeitwirkung der Acrylharzvolltränkung

Eine gute Prognose gibt es derweil für Isaias und Stephanus. Nach derzeitigen Erkenntnissen haben beide Figuren die vor zwanzig Jahren vorgenommene Behandlung mit Acrylharz gut vertragen. Durch ihre besonders exponierte Lage zeigten beide Figuren bereits Ende des letzten Jahrhunderts gravierende Schäden und Substanzverluste, so dass bei ihnen als Ultima Ratio eine Acrylharzvolltränkung vorgenommen wurde. Hierbei wird das zugängliche Porensystem eines Natursteins mit Methacrylsäuremethylester verfüllt. Das Ziel hierbei ist, alle durch Wasser verursachten Schadensmechanismen auszuschalten. Allerdings handelt es sich um einen unumkehrbaren Eingriff, dessen Langzeitwirkung unter Beobachtung steht. Für die Aachener Figuren gibt es eine gute Prognose. Negative Auswirkungen der Volltränkung sind bisher nicht erkennbar.

Figur des Hl. Stephanus, zwischen 1995-2000 mit Acrylharzvolltränkung behandelt, © Foto: Andreas Steindl

Zurückhaltende Reinigung der Figuren

Aktuell erfolgt eine zurückhaltende Reinigung der Figuren, bei der zunächst biogener Befall wie Moose und Flechten entfernt werden. Weitere durch Umwelteinflüsse entstandene Gipskrusten werden zunächst mit Reinigungspasten behandelt und, wenn anschließend noch notwendig, vorsichtig mechanisch ausgedünnt. Ziel der Maßnahmen ist es, die Steinsubstanz in ihrem derzeitigen Zustand zu konservieren, damit Michael & Co noch lange über die Dombesucher an Ort und Stelle wachen.