Die Königin der Instrumente erschallt am Ort der Königskrönungen schon viel länger, als die Meisten wissen: „Es ist die älteste Kirchenorgel der Welt“, verblüfft Hubert Herpers, Vorsitzender des Karlsvereins, die Mitglieder, die sich zum traditionellen Sub- Corona- Konzert im vollbesetzten Oktogon des Domes versammelt hatten.

Schon zu Karls des Großen Zeiten könnte das damals noch gänzlich unbekannte wohl imposanteste aller Musikinstrumente bereits den Kaiser verblüfft haben, unter seinem Sohn Ludwig dem Frommen im Jahre 826 gilt die Existenz einer Orgel in der Marienkirche dann schon als gesichert.

Zur Sicherung der aktuellen Orgel erheblich beigetragen hatten auch die Gäste des Abends. Waren es doch die wiederum zahlreichen Einzelspenden der 2840 Mitglieder, die im Rahmen der jüngst erfolgten Sanierung zur beachtlichen Gesamtsumme von bis zu 20.000 Euro beigetragen hatten. Kein Staub und Schimmel behindert nun mehr das vollendete Klangerlebnis im akustisch stets begünstigten Zentralbau, wie Domkantor Marco Fühner – an diesem Abend grandiose Vertretung für den verhinderten Domorganisten Professor Hoppe – virtuos an Tastatur und Pedal unter Beweis stellte. Buchstäblich alle Register zog er bei seinen adventlichen Orgelimprovisationen, was ihm im wahrsten Sinne des Wortes natürlich bei keinem Konzert möglich wäre, denn nachdem 1993 die Anzahl der Register der Klais-Orgel von 1939 um ein Drittel auf 89 Register erweitert worden waren kamen nun weitere drei dazu. „Es ist eine der besten Orgeln der Welt und jede Spender des Karlsvereins kann mit stolz darauf sein“, würdigt Hubert Herpers das Publikum, das am Vorabend des Advents aber keineswegs nur der Königin lauschte.

Besonders stimmungsvoll wurde der Abend letztlich durch das Aachener Dombläserensemble unter der bewährten Leitung von Domkapellmeister Berthold Botzet am Orgelpositiv. So kam bereits am Vorabend des Advents Dank der festliche Aura der Blechbläser eine fast weihnachtliche Stimmung auf. Geboten wurden sowohl Bach und Gussago, als auch moderne Werke.

Dafür daß „weihnachtlich“ in der Kathedralkirche des Bistums Aachen nicht nur eine muskalische Dimension bedeutet, trug einmal mehr Dompropst Manfred von Holtum bei, der drei wohlausgewählte bischöfliche Mediationstexte vortrug, die den Alltag in bestem adventlichen Sinne durch das Aufwerfen sinnstiftender Fragen unterbrach. Es sei nun die Zeit, sich „nicht mit Banalitäten vollaufen (zu) lassen“, sondern, den zu finden,der begeistern könne, Jesus Christus, und adventlich zu rufen: „Komm bald“! Eine tiefere Sehnsucht nach mehr gebe dem Herzen Tiefe, die Sehnsucht nach Alternativen zur Welt. Frei nach Augustinus: „Das Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in Dir“. Auch die Kirche konzentriere sich auf diese Sehnsucht womöglich nicht immer ausreichend, wenn sie Organisatorisches in den Vordergrund stelle. Eine weitere Meditaion galt der Liebe, die in ihrer Existenz bereits so schwer meßbar und beschreibbar sei, wie die in Jesus Mensch gewordene Liebe Gottes. „Man kann sich nur einfach von ihr ergreifen lassen“.

Ergreifend endete auch der Abend mit dem tradtitionellen gemeinsamen Singen des Weihnachtsliedes „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Anschliessend folgte ein Imbiss in der Domsingschule, der – wie das gesammte Sub-Corona- Konzert – von Cafe Exrablatt, geil´s und der Bäckerei Oebel gesponsort wurde. Auch die Mitglieder des Karlsverein- Dombauvereins haben durch den Kartenbeitrag und spontane Gaben am Ausgang wiederum zum Erhalt „ihres“ Doms beigetragen, was Hubert Herpers als Vorsitzenden, seinem einen, ebenso einfachen, wie wichtigen Ziel näherbringt, das alle unter der Corona des Barbarossaleuchters vereint: „Wir wollten den Dom der nächsten Generation immer in mindestens dem gleichen Zustand hinterlassen, in dem er vorher war“. Die neutrale Bilanz nach 160 Jahren lautet aber wohl: Es war am Ende immer ein besserer.