Bereits 2020 reichten 18 Bauhütten aus fünf Ländern eine gemeinsame Bewerbung zur Anerkennung des Bauhüttenwesens als Immaterielles Kulturerbe ein. 2022 erfolgte nun die Übergabe der Eintragungsurkunde in Straßburg. Dies ist der zweite UNESCO-Titel, der dem Aachener Dom verliehen wurde.

Als UNESCO-Welterbe nimmt der Aachener Dom eine ganz besondere Rolle ein. Als erstes deutsches Bauwerk wurde er 1978 in die Liste aufgenommen und steht dort nach den Galapagos-Inseln und der Altstadt von Quito an dritter Stelle von mittlerweile 1.154 Welterbestätten weltweit.

Bauhütten sind ursprünglich Werkstattverbände, in denen sich vor allem Steinmetze organisierten und ihr Fachwissen zur Steinbearbeitung und Baukunst tradierten. Im Aachener Dom haben sie vor allem in der Chorhalle Spuren ihrer Baupraxis hinterlassen. Auf den unverputzten Wandpartien sind bis heute Entwurfszeichnungen und Steinmetzzeichen zu erkennen.

Entwürfe aus der Bauhütte des 15. Jahrhunderts: Ritzzeichnung und Steinmetzzeichen in der Chorhalle des Aachener Doms

Neu belebt wird das Bauhüttenwesen mit dem Beginn der Denkmalpflege im 19. Jahrhundert. Es geht nun darum, mittelalterliche Kirchen zu erhalten und dabei historische Bautechniken anzuwenden. In diesem Sinne existieren die Bauhütten bis in unsere Zeit fort. Mit dem Schwerpunkt der Weitergabe, Dokumentation, Bewahrung und Förderung von Handwerkstechniken und Handwerkswissen haben sich Bauhütten aus Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz um die Aufnahme des Bauhüttenwesens in das Internationale Register Guter Praxisbeispiele beworben.

Als Kriterien für die Anerkennung als Gutes Praxisbeispiel setzt die UNESCO unter anderem eine nachweisbare Lebendigkeit und eine identitätsstiftende Komponente, die Entwicklung von Erhaltungsmaßnahmen sowie eine modellhafte, gegebenenfalls grenzüberschreitende Kooperation voraus.

Diese Aspekte sah die UNESCO nun bei der Kooperation der Dombauhütte Aachen, der Staatlichen Dombauhütte Bamberg, der Stiftung Basler Münsterbauhütte, der Zwingerbauhütte Dresden (der einzigen säkularen Bauhütte des Verbundes), der Münsterbauhütte Freiburg, der Dombauhütte Köln, der Dombauhütte Mariendom Linz, der Kirchenbauhütte Lübeck, der Dombauhütte Mainz, der Staatlichen Dombauhütte Passau, der Staatlichen Dombauhütte Regensburg, der Münsterbauhütte Schwäbisch Gmünd, der Dombauhütte St. Maria zur Wiese Soest, der Fondation de l’Œuvre Notre-Dame de Strasbourg, der Nidaros Domkirkes Restaureringsarbeider (Trondheim), der Münsterbauhütte Ulm, der Dombauhütte zu St. Stephan Wien sowie der Dombauhütte Xanten erfüllt.