Für die Mitglieder im Karlsverein ist es seit vielen Jahren der offizielle Beginn des Advents: Im Oktogon stimmen alle gemeinsam andächtig das „Macht hoch die Tür“ an – ein Gänsehautmoment im Herzen des Doms, zu dessen Erhalt alle durch ihre persönlichen Spenden regelmäßig beitragen.
Zuvor hatte Domkapellmeister Berthold Botzet bei der traditionellen Musik zur Nacht einmal mehr ein hochkarätiges musikalisches Programm zusammengestellt. Dabei gab es eine Premiere: Gespielt wurde vom niederländisch- deutschen Quartett „Bron Saxophonists“ ausschließlich auf dem erst 1840 erfundenen modernsten aller klassischen Instrumente: Dem Saxophon. Erstaunlich, welche Vielfalt an Klangspektren das vielen eher als angenehmes Soloinstrument bei Popkonzerten bekannte Blasinstrument entlocken kann. Es erklangen vier besondere Instrumente aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts – je ein Sopran-, ein Alt-, ein Tenor- sowie ein Basssaxophon. Bei der Klangfülle glaubte man bei den klassischen Stücken teils, dass sie sich dem Eindruck eines Teilorchesters annäherten, aber auch Modernes kann naturgemäß vom Saxophon gut intoniert werden. Vier Saxophone – ein unverwechselbares Ensemble, erfrischend anders und vielseitig. Absolut klassikfähig bei Johann Sebastian Bach, lebendig bei Henry Purcells Fantasia in c, mal jazzig oder in sanften Tönen beim von Bela Bartok interpretierten Wiegenlied. Die Stücke waren zahl- und farcettenreich, und manchen wird überrascht haben, dass Saxophone dieser Vielfalt derart gut gerecht werden konnten.

Zwischen den Stücken darf beim Sub- Corona- Konzert die geistliche Inspiration unter dem Barbarossaleuchter niemals fehlen- diese übernimmt alljährlich der Dompropst selbst. Rolf- Peter Cremer stellte den Mitgliedern diesmal eine beeindruckende, Persönlichkeit vor, von der er auch Texte vortrug: Madeleine Delbrêl, eine inspirierende französische Schriftstellerin und Gründerin eines Laienordens, die – eigentlich in Familie und Umfeld atheistisch geprägt – zeigte, wie die christliche Botschaft durch gelebter Nächstenliebe heute Menschen durch das Nachahmen des Modells Jesu’ gelebt und vermittelt werden kann. Damit war sie Pionierin der Mission in der säkularisierten Welt – sozial tätig war sie in Arbeitersiedlungen Pariser Vorstädte. „Glaube war für sie nur ohne Schlacke dem Duell mit dem Atheismus gewachsen, des Doppelgebot der Liebe stand für Delbrêl im Vordergrund. Damit übersetzte sie den Glauben ins Heute und war eine wahre Prophetin des Nachkonzils. Für sie hieß „Inkarnation“ , dass Jesus für jeden in sein Mileu hereingeboren wird. In ihrem Fall in die Armut der Vorstätte“, wie Dompropst Cremer betont. Eine beeindruckende Frau, die am
Vorabend des Advents sicherlich viele inspirierte. Dabei kennt man sich im Karlsverein mit Engagement für Kirche ohnehin besonders gut aus. Für den Erhalt des Doms setzten sich alle gemeinsam ein – und er braucht weiter unsere Hilfe. Das betont naturgemäss auch Karlsverein-Vorsitzender Hubert Herpers in seiner Ansprache. Eine neue Idee, um die mittlerweile auf fast 3000 gestiegene Mitgliederschar weiter zu erhöhen hat er auch: “ Verschenken Sie doch einfach eine Mitgliedschaft, vielleicht auch an Ihre Kinder. Eine Dreijahresmitgliedschaft für 50 Euro“. So kann man den Erhalt des wichtigsten Wahrzeichens der nächsten Generation schon bewusst ans Herz legen. Dann singen auch diese auch in über 50 Jahren noch ein inbrünstiges „Macht hoch die Tür“ im Oktogon und leben den Wunsch ihrer Eltern weiter.